Um dieses Thema adäquat behandeln zu können, bedarf es einer groben Beschreibung meines Alltags in Erfurt:
Der typische Funkwerk-Tag:
Vom um 8.50 Uhr klingelnden Handywecker drücke ich noch mindestens fünf mal die "Snoozetaste", um dann letztendlich um 9.30 Uhr aus dem Bett zu kriechen. In der Hoffnung, dass das Bad inzwischen nicht mehr durch meinen liebenswerten Mitbewohner beziehungsweise Gastgeber besetzt ist, wandere ich in die Dusche, wo ich meinen Körper der täglichen Reinung unterziehe. Dann bleibt lediglich Zeit zum Haare kämen, eindeonieren und einkleiden.
Der Weg zu Radio Funkwerk lässt sich auf einen Zeitaufwand von etwa sieben minuten begrenzen. Wenn wir an der Tür klingeln, um um Einlass zu bitten, zeigt das Chronometer meist einen Wert zwischen 10.15 und 10.30 Uhr an. Damit sind wir im tolerierten Rahmen zum eigentlichen Arbeitsbeginn von 10 Uhr.
Auf Arbeit angekommen, nehme ich zuerst eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen, das ich auf meinem Weg zur Arbeit käuflich erstanden habe zu mir, um die Zeit bis zum Mittag zu überbrücken. Dann beginnt um etwa 11 Uhr der eigentliche Prozess der Arbeit, zu dem in den meisten Fällen Telefonieren, Formulare anfordern, unterschreiben und einordnen, Veranstaltungstipps einsprechen, schneiden und für die Mediathek konvertierten, sowie das Erstellen des Funkweckers am Samstag.
In der Zeit, wo meine Gehirnzellen und Muskeln warmgelaufen sind und kurz davor sind einen effektiven Wirkungsgrad zu erreichen, öffnet sich die Tür und meine Cheffin tritt ins Büro. Alle mit einem relativ freundlichen "Hallo" grüßend, verzieht sie sich ohne Umwege in ihr Büro, das Büro der Leiterin.
Von nun an bekomme ich sie nur noch zu Gesicht, wenn sie mir eine besonders wichtige Aufgabe erteilen will, oder aber wenn ich eine wichtige Frage an sie richten muss. Welcher Fall auch immer eintritt, der Kontakt mit ihr ist stets gequält und äußerst qualvoll.
Um 18.30 Uhr gilt meine Schicht bei Radio Funkwerk als beendet. Doch gelibgt es mir nur selten zu dieser Zeit das Büro verlassen zu können. Die Arbeit fällt zumeist am Ende der Schicht an. Dann folgt wieder der etwa sieben minütige Heimweg. Auf diesem werden zumeist nötige Einkäufe getätigt.
Zu Hause angekommen, lasse ich mich mit meinem Mitbewohner in Küche sinken, trinken einen Hobel und zünde ein Räucherstäbchen an, um den stressigen Alltag ausklingen zu lassen. Dieser verschwommene Zustand hält durch ständiges "Auftanken" bis etwa 1 Uhr, wenn wir ermattet ins Bett fallen, an.
Doch was hat das ganze mit dem Thema "Nette Cheffin zum Hassen" zu tun? - Ganz einfach. Ich lebe in den Tag und im Laufe des Tages entsteht unweigerlich eine innere Angespanntheit, die auf den anfallenden Aufgaben im Sender beruht. Diese erreicht zumeist ihren Höhepunkt, wenn die Leiterin des Senders in Erfurt mit donnernden Schritten von einem Studio ins andere galoppiert. Mit schweren Schritten bringt sie das ganze Gebäude zu beben, allein aus dem Grund beschäftigt zu wirken so scheint es.
Man versinkt also wieder in der Arbeit, zum Beispiel dem Schreiben einer Moderation über die Pressekonferenz, wo die Schweinegrippe in Erfurt behandelt wurde. Plötzlich wird man allerdings in der Konzentration gestört, weil ein schallendes, schrilles, mädchenhaftes - ja man könnte denken es käme von einer 15-jährigen, Gelächter von irgendwo in das Gehör dringt - die Leiterin lacht. Ein Lachen, dass einem selbst die beste Laune vermiesen kann.
Doch sind diese beiden Faktoren bei Weitem nicht die einzigen, die das Leben in Radio Funkwerk erschweren. Eine Punkt bleibt noch immer: Die mit netter Stimme getarnten Anfeindungen, die durchaus wehtun können.
Keine Frage sie redte immer freundlich, lächelt immer und bleibt zumindest an der Oberfläche immer höflich. Obwohl...eigentlich kann man dieses Lächeln auch als höhnisches Grinsen interpretieren.
Wie man es auf jeden Fall auch sieht. In ihrem Kontrollwahn und ihrer ekligen und gespielt freundlichen Art tritt die Leiterin nicht nur den "niederen" Praktikanten und FSJ'lern auf die Füße, vielmehr berhält sie sich assozial ihrem gesamten beruflichen Umfeld gegenüber.
Liegen mag es an der Angst vor Kontrollverlust, an fehlenden "sozialen Kompetenzen" oder aber einfach an Überarbeitung. Grundsätzlich ist eins jedoch Fakt: Die Mitarbeiter, die das seit bereits drei Jahren aushalten, verdienen entweder Respekt oder Verachtung.